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Bachelor-Arbeit
von Mirjam Zydziun
Studiengang: Physiotherapie
an der Hochschule Fresenius, Fachbereich Gesundheit
Titel:
Evaluation der Software „Rücken-Frei“ am PC-Arbeitsplatz – Eine quasiexperimentelle Längsschnittstudie zur Untersuchung des Sitzverhaltens, des persönlichen Wohlbefindens und der Compliance der Nutzer
Auszug:
5. Schlussfolgerung und Ausblick
Meine Evaluation der Software Rücken-Frei hat ergeben, dass die Implementierung in der Firma Midas Pharma in Ingelheim positiv von den Mitarbeitern angenommen wurde. Durch die konsequente Nutzung des Programms, resultierte eine Veränderung des individuellen Wohlbefindens und Sitzverhaltens. Trotz der sehr individuellen Ergebnisse lässt sich die Aussage treffen, dass die kontinuierliche Anwendung von Rücken-Frei dynamisches Sitzen bei allen Teilnehmern fördert und das Wohlbefinden im Büroalltag bei über zwei Drittel (72,5%) der Probanden steigerte.
Eine beginnende Wirkung zeigte sich nach zwölf Wochen vor allem in der Nachhaltigkeit der entstandenen Veränderungen. Allein schon die Erinnerung an eine Übung führte zu einem kurzen Nachdenken über die temporäre Haltung und ein schlechtes Gewissen bei Verschieben oder Ablehnen der Übungen. Das begünstigte auch die Übungszeit von 90 Sekunden. Vielen Probanden kam diese Zeitspanne während der Anwendung ziemlich lang vor und sehr häufig hörte man den Satz: „Es ist schon traurig, dass man nicht mal 90 Sekunden für seinen Rücken Zeit hat!“.
Ich finde das Programm zeigt im Bereich der Übungsauswahl noch Überarbeitungsbedarf, jedoch hat Rücken-Frei seine eigentliche Wirkung voll erreicht, nämlich nicht das Training im speziellen zu schulen, sondern das Bewusstsein für die eigene Haltung zu fördern, indem es die Probanden dreimal täglich damit konfrontierte. Damit lässt sich eine Weiterempfehlung dieser Anwendung auch aus physiotherapeutischer Sicht rechtfertigen.
An dieser Stelle muss man sich aber auch vor Augen halten, dass eine zwölfwöchige Intervention einen sehr knappen Zeitraum für die Beeinflussung von Verhalten darstellt. Ich fand es zwar interessant zu sehen, dass trotz diesem knappen Anwendungszeitraum eine Veränderung sichtbar wurde, aber empfehle zur Erhöhung der Aussagekraft eine Anwendung von mindestens einem Jahr, was im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht möglich war.
Es besteht allerdings eine Kooperationsbereitschaft der Familie Kolt und Midas Pharma über diese Arbeit hinaus. Die Mitarbeiter dürfen die Software Rücken- Frei bis Ende 2013 weiterbenutzen. Dabei ist geplant eine Endbefragung mit den bestehenden Fragebögen im Dezember 2013 durchzuführen und die Gesamtnutzungsstatistik, sowie den Feedback Fragebogen erneut auszuwerten. Dies könnte entweder im Rahmen einer Abschlussarbeit des nächsten Jahrgangs geschehen oder wird durch mich im eigenen Interesse durchgeführt.
Zusätzlich zur subjektiven Befragung haben Frau Kolt und ich ein weiteres objektives Messinstrument integriert. Im April 2013 haben sich zehn meiner Probanden für eine zusätzliche Wirbelsäulenmessung mit der Spinalmouse gemeldet. Dabei wird ein Wirbelsäulenscan in der sagittalen Ebene durchgeführt. Das Gerät ähnelt einer großen Computermaus und wird in flektiertem, neutralem und extendiertem Zustand der Wirbelsäule über den Rücken gezogen. Die abgebildeten Daten zeigen die s-Form der Wirbelsäule und die Beweglichkeit zwischen den einzelnen Segmenten und vergleicht diese. Eine erneute Messung findet ebenfalls im Dezember 2013 statt und soll neben der subjektiven Einschätzung der Probanden ein objektives Ergebnis der Langzeitanwendung liefern.